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15.02.97
Die Geschichte der Adrenalin-WG
Aus nostalgischen Gründen sehen wir uns gezwungen unsere Geschichte aufzuschreiben. Es liegt nicht allzu lange zurück, aber einige Details verschwinden regelrecht aus den Erzählungen, die immer wieder von neuem gestartet werden, sobald zwei von uns aufeinander treffen. Bevor wir ganz senil werden, sammeln wir lieber noch die Storys.
Zwei von uns – das können sein – Flo und Jule, Uli und Tom, Susi und Udo, Christoph und Alex – wer auch immer.
Der Zeitraum spielt für uns von Frühling 1997 bis Frühling 2000. Eine Zeit in der wir alle uns verändert haben. In der die ersten engeren Beziehung in den anfänglichen Tweenties zustande kamen, in denen gemeinsam Alkohol und andere Stoffe probiert wurden und die natürliche Schüchternheit aus der Pubertät zu Verständnis und Unverständnis der Geschlechter wurde.
Anfang 1997 suchten wir, das waren damals noch Susi und ich eine neue, größere Bleibe, da Jule sich über 'zu wenig Privatsphäre' in unserer kleine Zwei-Zimmer-Wohnung beschwerte. Da mir der Sinn auch nach etwas mehr Geselligkeit stand, machten wir uns auf die Suche. Von der Idee infiziert, kam ein alter Freund Tom auf mich zu. Er würde jetzt auch in München studieren und als bald waren wir zu viert.
Die erste Wohnung gefiel uns ganz gut, allerdings gab es dort 3 nette geräumige Zimmer und eine Abstellkammer. Wir dachten einen Moment daran, Tom dort einzuquartieren, da er ohnehin über latenten Geldmangel klagte und er sich beim Nacktputzen aus seiner Besenkammer ein paar Mark dazuverdienen könnte. Aber dann wurden wir realistisch und sahen ein, das Tom wohl nicht mit dem Zimmer zufrieden wäre und um dem Ärger gleich aus dem Weg zu gehen, suchten wir fleissig im Mietteil der Süddeutschen nach etwas Ädiquarterem. Der Drogeriemarkt im Erdgeschoss hätte uns Mädchen zwar schon sehr gut gefallen, aber na gut.
Gut zwei Wochen später fanden wir dann die Anzeige einer 170 qm Wohnung mit 8 Zimmern. Das klang sehr gut und auch vom Budget war es zu fünft machbar. Bloss wo war der Fünfte. Zuerst einmal mussten wir uns unser neues Wunsch-Domizil ansehen. Tom und ich machten uns eines Abends auf dem Weg zur ADRENALIN-WG. In einem Hinterhof einer seltsamen bayrischen Löwenbräu-Kneipe fanden wir dann den Einstieg. Der Duft von gebratener Leber würgte uns beim Aufstieg in den 3. Stock.
Da waren wir. Herr Kulle empfing uns und zeigte uns die Wohnung. Ganz im Gegensatz zu den anderen Vermietern hatte Herr Kulle keine Vorbehalte gegenüber einer Wohngemeinschaft. Konnte er auch nicht – wer hier abstieg, waren ausländische Grossfamilien und Bauarbeiter. Letztere hausten tatsächlich bis vor kurzem in schlichten Eisenbetten, wie die Stellen auf dem PVC-Boden unschwer erkennen liessen in unserer Traumwohnung. Die 8 Räume waren auch vorhanden – nur fehlte eine Eingangstüre. Die sollte aber noch eingebaut werden, falls wir dies wünschten. Wir fanden die Idee schon ganz gut, denn eine Wohnung in einem Mietshaus mit 6 Parteien ohne Eingangstüre jagte mir dann doch einen Schauer über den Rücken. Man stelle sich vor wie man aus einem Albtraum erwacht und vor einem einer netter grinsender Albaner steht, der mal eben sein Zimmer nicht gefunden hat.
Etwas Bedenken hatten wir schon als wir uns verabschiedeten. Sollte es diese Wohnung wirklich sein. "Luxuriös" oder "anspruchsvoll" waren Worte die man im Zusammenhang mit dieser Unterkunft nun wahrlich nicht benutzen sollte. Aber immerhin hatte das Badezimmer zwei Duschen und zwei Waschbecken. In der Wohnung selbst waren auch zwei Toiletten. Beste Voraussetzungen also für eine grosse WG. Tom und ich verteilen schon mal die besten Zimmer unter uns auf und erzählten mit abwechselnd von den Vorzügen und negativen Seiten.
Zwei Wochen später hatten wir den Mietvertrag unterzeichnet und im Anhang ca. 17 Punkte aufgeführt, die alle bis zu einem gewissen Zeitpunkt von Herrn Kulle erledigt werden sollten. Ein Punkt war eine neue Toilettenschüssel neben dem Treppenaufgang. O-Ton Tom: „Man weiss ja nicht, wer da alles schon gedonnert hat!“ Einer der dort mit Sicherheit des öfteren „gedonnert“ hatte, war Heinz der Alkoholiker ein Stockwerk drunter.
Am 15.02.97 war es dann soweit. Wir zogen in unser neues Heim ein!
Etwas später wurde dann auch die Eingangstüre eingebaut. Damit sollte sich auch das Problem mit dem "Fremddonnern" gelöst haben. Wir fingen an die Gemeinschaftsräume zu planen und kochten auf den beiden Mini-Herdplatten, die in der Mini-Küche im Vorraum bereitstanden.
Posted by tini at 15.02.97 8:48